“Nutzer von digitalen Produkten können nur Gewinner sein”

Interview mit Daniel Nuding

 

Micro Apartment oder Co-Living; die Zukunft des urbanen Lebensstils. Vor allem in den großen Ballungsräumen ist der neue Wohnungstrend auf der Überholspur. Wenig Platz und digital affine Bewohner machen sie zum idealen Case für digitale Produkte. Dies hat auch die Erwin Renz Metallwarenfabrik GmbH & Co KG schnell erkannt und bietet mit der Innovation der intelligenten Brief- und Paketkastenanlagen hier ebenfalls einen digitalen Baustein.

Das Familienunternehmen RENZ ist führender Hersteller von Briefkastenanlagen in Europa. 1925 von Erwin Renz in Kirchberg an der Murr gegründet, kann das in dritter Generation eigentümergeführte Unternehmen auf eine 95-jährige Erfahrung zurückgreifen. Noch heute hat das traditionsreiche schwäbische Unternehmen seinen Sitz am Gründungsort. Hinzugekommen sind fünf Tochterunternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Dänemark und Polen. Diese bilden gemeinsam die Renz-Gruppe mit aktuell rund 800 Mitarbeitern in ganz Europa. Produktinnovation und Qualität gepaart mit gutem Design ist die DNA von RENZ. Der mechanische Briefkasten wurde digitalisiert und zur Paketempfangsstation für Wohngebäude und Unternehmen weiterentwickelt. Wir haben exklusiv mit Daniel Nuding, dem Leiter des Vertriebsaußendiensts, gesprochen und ihn befragt.

 

“Das Leben in und mit Gebäuden wird sich verändern”

 

Sandra Olschewski: Hallo Daniel, wie du weißt, sind Mirco Apartment oder Co-Living Angebote vor allem in den großen Ballungsräumen auf der Überholspur. Wenig Platz und digital affine Bewohner machen diese Nutzer Konzepte zum idealen Case für digitale Produkte. Welche Rolle spielen für euch Micro Apartments oder Co-Living? Wird dieser Trend sich festigen? Wie siehst du überhaupt die Zukunft der Immobiliennutzung? 

 

Daniel Nuding: Hallo Sandra, das ist natürlich ein spannendes Thema. Ich denke, die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Nutzung von E-Commerce sowie unser persönliches Verhalten gegenüber Social Media sich stetig verändert und sich schnell weiterentwickelt. Ebenfalls wird sich auch das Leben in und mit Gebäuden verändern. Ich sehe daher ein großes Potenzial in diesen Trends. 

Unsere intelligenten Brief- und Paketkastenanlagen ermöglichen es allen Bewohnern, bequem an ihre Pakete zu gelangen, besonders bei der jüngeren Generation, die enorm viele Pakete erhalten, aber selten zu Hause sind oder den Älteren, die sich den Aufwand sparen. Auch die kontaktlosen „Bewohner zu Bewohner Zustellung“ von alltäglichen Dingen ist hierüber möglich. Dem Betreiber selbst wird durch die digitale Verwaltung das einfachere Schlüsselhandling sowie die digitale Beschriftung der Namenschilder die Arbeit erleichtert. Bei einer Bewohnerfluktuation ist somit der Aufwand wesentlich geringer als das bisher der Fall ist. Aus diesem Grund sehe ich in diesen Micro Apartments und dem Co-Living Sektor einen ganz großen Markt.

Ebenso ist die zunehmende Digitalisierung in der Immobiliennutzung ein stetig anwesendes und immer öfter nachgefragtes Thema. Gleichzeitig bedeutet Digitalisierung aber auch Veränderung und dies wird von vielen Nutzern erst mal mit Widerstand oder Bedenken begegnet. Der Bedarf an Briefkastenanlagen ist da – digitalisieren wir sie.

 

SO: RENZ hat in vielen internen und externen Prozessen ja bereits auf Digitalisierung gesetzt und arbeitet hierbei auch mit einigen Proptechs zusammen. Zusätzlich setzt ihr auf ein EcoSystem in vielen Assetklassen. Woher kommt euer Mut?

DN: Mut zur Veränderung hatte RENZ schon immer. Wir sind seit der 3. Generation inhabergeführt. Vor allem als Marktführer müssen wir stets mutig hinsichtlich Veränderungen sein, um unsere Marktführerschaft auch weiter auszubauen. Die Digitalisierung ist hierbei einer der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Wir sehen aber eine sehr große Chance, die Brief- und Paketkastenanlagen durch digitale Funktionen attraktiver für Kunden sowie auch für Unternehmer zu gestalten. Über interne Programme und Konfiguratoren haben wir auch schon in den letzten Jahrzehnten zu unseren Fachhändlern digitale Services aufgebaut. Alles in einem sind wir stolz auf unser Produkt und unsere intelligenten Lösungen, die wir unseren Kunden bieten.  

 

“Alle Mitarbeiter wissen, es lohnt sich in digitale Produkte zu investieren.”

 

SO: Die digitalen Paket- und Briefkastenanlagen sind nun schon seit einiger Zeit auf dem Markt. Du bist täglich im Austausch mit vielen Projektentwicklern, Mietern und Partnern. Lass uns einmal zurückblicken. Was war/ ist die größte Herausforderung bei der Digitalisierung der Paket- und Briefkastenanlagen?  Gab es bestimmte Probleme und wenn ja, wie wurden diese gelöst?

DN: Klar – mit jeder Neuentwicklung entstehen auch Probleme. Vor allem die Software muss ständig weiterentwickelt werden. Das Feedback unserer Partner und Kunden ist uns dabei sehr wichtig. Auch unsere 25 Vertriebsmitarbeiter im Außendienst, die zum Großteil viele Jahre bei RENZ mechanische Briefkästen beraten haben, mussten geschult werden. In der Digitalisierung ist das Produkt allerdings nie wirklich und vollständig fertig. Den ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen, gepaart mit der sehr hohen Geschwindigkeit, müssen wir uns stellen. Unsere aktuell größte Herausforderung ist das Zusammenspiel von Projektentwicklern, Architekten, Proptechs, Verarbeitern zum Kunden zu koordinieren, um die myRENZbox zum „Laufen“ zu bringen. Dies erfordert ein hohes Maß an Koordination, um alle auf einen Stand zusammenzubringen. Unser Motto ist immer noch, Menschen machen das Business. Aus dem Grund ist uns ein enges Verhältnis mit allen Involvierten sehr wichtig; wir wollen immer dabei sein, beim Kunden, beim Partner, beim Dienstleister. Das zeichnet RENZ aus.

 

SO: Das Bestellvolumen im Internet erfährt nicht zuletzt seit Corona immer neue Höhen. Immer mehr Menschen nutzen das Handy zum Bezahlen. Jedoch: In vielen Wohnanlagen ist eine digitale Infrastruktur immer noch Mangelware. Was möchtest du der Immobilienwirtschaft sagen?

DN: Die Ansprüche der Kunden haben sich sehr geändert, die Lebens- und Arbeitsweisen der Menschen ändern sich natürlich auch kontinuierlich. Wir haben unser Smartphone immer dabei, alles soll schnell und einfach ablaufen, wir nutzen generell immer mehr Technologie. Demzufolge ist die Nachfrage nach Digitalisierung besonders heute sehr stark. Es herrscht eine große Akzeptanz bei smarten Produkten. Häufig ist jedoch nicht klar, was im Wohnbau digitalisiert werden kann und was für die Bewohner und Verwalter den größten Nutzen hat. Unsere Lösung hat einen enormen Nutzen für die Bewohner und für die Verwalter. Häufig hängt es an der fehlenden Kommunikation, um die Vorteile ganzheitlich darzustellen. Deshalb begleiten wir viele Piloten und Projekte gerne von der Planung bis zur Inbetriebnahme und schauen danach weiter, was läuft gut oder nicht, um die myRENZbox ständig weiter zu verbessern.

Sprechen Sie uns an – wir meistern das gemeinsam!

 

“Beim Thema Datenschutz lassen wir gar nichts anbrennen”

 

SO: Mit Sensorberg wurde einstrategische Zusammenarbeit vereinbart, welcher darauf abzielt, dass gemeinsam ein höherer Komfort für die Kunden geschaffen wird. Wie wird dies auch hinsichtlich vom Datenschutz gesichert? Inwieweit ist Datenschutz und Datensicherheit ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Partners? Was muss dabei beachtet werden?

DN: Datenschutz und personenbezogen Daten sind nicht erst seit Neustem ein Thema und spielen eine enorm große Rolle. Als deutscher Hersteller sind uns da unserer Verpflichtung sehr bewusst und wählen deshalb unsere Partner auch nur nach strengsten Kriterien aus. Wir selbst sind zertifiziert und haben durch die DSGVO eine Guideline an die wir uns halten. RENZ speichert alle Daten selbst in Zentrale in Kirchberg an der Murr. Bei der Zusammenarbeit mit Partnern legen wir ebenfalls großen Wert auf die Einhaltung des Datenschutzes. Am Ende zählt, dass der Mieter sich sicher fühlt, und dies ist dann auch für den Endkunden sehr rund, der an seine Mieter ausspielt.

 

SO: Es gibt sicher eine Menge an PropTechs auf den Markt, die daran interessiert sind, mit euch zu arbeiten. Technische Integrationen sind aber oftmals komplex und Ressourcen begrenzt. Warum habt Ihr euch für eine Zusammenarbeit mit Sensorberg entschieden?

DN: Wir bekommen von vielen Seiten und Firmen Anfragen für digitale Partnerschaften. Zusammengeführt hat uns letztendlich Bauwens. Sensorberg hat uns einfach überzeugt, da sie zuverlässige Hardware und Software liefern, eine offene Plattform für jegliche Integration bieten und die gleiche Mentalität und Philosophie, wie wir vertreten. Zusammen mit Bauwens haben wir dann unser erstes erfolgreiches Projekt am Gleispark realisiert und das war der Startschuss für viele weitere kommende Projekte! Ich freu mich auf den weiterlaufenden, angenehmen und erfolgreichen Austausch!

 

SO: Danke, das hört man gerne! Lass uns nochmal in die Zukunft blicken. Seit einiger Zeit setzt Amazon verstärkt auf seine eigene Zusteller Sparte. Dieser Anteil wächst stark. Wann nehmt ihr auch Amazon dazu?

DN: Ein großer Vorteil der myRENZbox ist die Integration der Prozesse. Dabei haben wir schon DHL, DPD, GLS und Hermes integriert. In diesem Jahr starten wir mit der Einführung eines Prozesses für Amazon, so dass die ersten Weihnachtsgeschenke auch direkt von Amazon in die myRENZbox zugestellt werden können.

 

SO: Ich danke dir herzlich für das Gespräch!

Das Interview führte Sandra Olschewski, New Business & Partnerships Specialist